Wallerangeln in Deutschland - Folge 1
Ist das Angeln auf Wels in Deutschland sinnvoll?

In der ersten Folge meiner Serie "Wallerangeln in Deutschland" geht es um die Fragen, ob das Welsangeln in Deutschland erfolgsversprechend ist und wie hoch generell die Chancen auf Erfolge stehen, wo doch angeblich in Italien, Spanien oder Frankreich die größten und meisten Waller zu fangen sind.
Natürlich stammen die meisten Fangbilder von Großwelsen aus diesen Ländern. Das liegt aber daran, dass dort auch tagtäglich hunderte, wenn nicht sogar tausende Wallermontagen ausgelegt sind. Die Wallercamps, die sich unter anderem am Po oder am Ebro aneinanderreihen, sind das ganze Jahr über gut besucht. Dementsprechend sind die Angelplätze auf vielen Flusskilometern täglich besetzt.

Der Welsbestand in Deutschland ist teilweise älter, als am Po oder Ebro!

Am Po wurden die Welse als Ersatz für den Rückgang der Störe ungefähr im Jahre 1974 besetzt. Die Hoffnung bestand darin, den Kaviar-Engpass zu kompensieren. Wie sich später herausstellte, war dies aber ein Irrglaube. Der Wels hat sich somit ständig vermehren können und ist abgewachsen. Durch den großen Fischbestand, der sich im Laufe der Zeit bildete, ist der Waller dort zu einem tollen Sportfisch geworden, der Angler aus aller Welt anzog. Dadurch entstand für viele Angler das Bild, dass man zum erfolgreichen Welsangeln ins Ausland fahren muss.
Der Welsbestand am Po ist also ca. 55 Jahre alt. In Deutschland weiß ich allerdings von Besatzmaßnahmen, die schon Jahrzehnte älter sind und demensprechend finden wir in unseren Gewässern richtige Urfische vor, die nochmal deutlich schwerer und größer sind, als beispielsweise am Po oder Ebro. Dies allein sollte schon für viele Angler, die ihren Fisch des Lebens fangen möchten, ein hoher Anreiz sein, das Wallerangeln in der Heimat vermehrt auszuüben. 
Zudem möchte ich persönlich das Wallerangeln nicht nur auf Urlaube beschränken, obwohl ich natürlich auch gerne in andere Länder zum Welsangeln reise. Schließlich ist das ja auch immer ein tolles Abenteuer, die Zeit irgendwo im nirgendwo am Fluss zu verbringen. Aber das Hauptangeln auf Wels findet für mich hier in Deutschland statt.

Dank unseres Flusssystems haben sich die Welse nahezu überall verbreitet

Unser Flusssystem hat es möglich gemacht, dass sich die Welse über viele Jahrzehnte verbreiten konnten. Nehmen wir beispielsweise den Rhein oder die Weser. Große Flüsse mit einem Urbestand an Welsen. In diesen Flüssen münden viele kleinere Flüsse, die wiederum von weiteren Flüssen gekreuzt werden. Die Bartelträger wandern durch die Flusssystem und überall siedeln sich Welse an. Das Resultat ist, dass wir nahezu in jedem noch so kleinen und flachen Fluss einen Wallerbestand vorfinden.
Zusätzlich habe viele Besatzmaßnahmen von unzähligen Angelvereinen in der Vergangenheit stattgefunden. Daher findet man auch in Teichen bis hin zu großen Seen, die keinen Zufluss haben, tolle Wallerbestände vor. Alles in allem können wir sagen, dass sich mittlerweile nahezu in jedem Gewässer in Deutschland Waller tummeln. Seit ihr Euch nicht sicher, wie es an Eurem Vereinsgewässer aussieht, fragt die älteren Herren im Vorstand, ob irgendwann einmal Waller besetzt wurden oder hört Euch bei anderen Anglern um. Vielleicht haben sie kleine Welse beim Aalangeln gefangen. Und wo kleine Welse sind, sind garantiert auch große Waller!

Beim Wallerangeln in Deutschland sind 100kg schwere Welse jederzeit möglich!

Ich konnte meine ersten Welse um die Jahrtausendwende in unseren heimischen Gewässern überlisten und habe dementsprechend eine Menge Erfahrungen sammeln können. Das Corona Jahr hat zudem dazu beigetragen, dass ich während der Pandemie ausschließlich die Gewässer unmittelbar vor meiner Haustür befischt habe. Und alleine in dieser Zeit konnte ich mehrere heimische Welse von über 100kg mit Längen von mehr als 2,50m überlisten. Und damit ist die Fahnenstange in Bezug auf Größe und Gewicht noch lange nicht erreicht.
Öfters wurde mir die Frage gestellt, was ich glaube, aus welchem Land der erste offizielle 3m Wels kommt, wenn er denn jemals gefangen wird. Die Antwort ist für mich ganz klar Deutschland. Ich konnte über die Jahre hinweg Fische im Flachwasser oder an der Oberfläche beobachten, die ihresgleichen suchten.

Die erste Folge von "Wallerangeln in Deutschland" neigt sich auch langsam schon dem Ende entgegen und die Frage, ob das Welsangeln in Deutschland erfolgversprechend ist, kann ich nur mit einem ganzklaren JA beantworten. Fische sind mittlerweile überall, Ihr braucht nicht weit fahren und vor allem auch nicht tagelang oder wochenlang ansitzen. Ich mache häufig Kurzansitze in Form von Tagestouren, die meist von Erfolg gekrönt sind.
Das Wichtigste ist, wie auch bei allen anderen Angelarten, der Köder muss nass sein! Also geht ans Wasser und versucht Euer Glück. Ich drücke euch die Daumen für einen richtig dicken Deutschland-Waller!
 
In der zweiten Folge von „Wallerangeln in Deutschland“ geht es dann gleich mal ans Eingemachte und ich werde auf den Wallerdrill vom Ufer eingehen. Als Anschauungsmaterial dient hier ein 100kg Deutschland-Waller, den ich letztes Jahr auf die Matte legen konnte. Worauf kommt es beim Uferdrill mit einem Wels an, worauf muss ich Acht geben, welche Eigenschaften sollte die Rute aufweisen, damit ich den gehakten Großwels auch ohne Boot sicher ausdrillen kann?! Dies und vieles weitere werde ich Euch in der nächsten Folge beantworten.
 
Ihr könnt mir gerne hier oder bei Instagram (ruwen.koring_fishing) Vorschläge senden, welches Thema ich in den kommenden Folgen behandeln soll.

Schleimige Grüße
Ruwen Koring