Wallerangeln in Deutschland - Folge 3
Welche Wallerrute ist empfehlenswert?

Ich darf Euch zur dritten Folge von „Wallerangeln in Deutschland“ herzlichst begrüßen. Immer wieder bekomme ich Nachrichten mit der Frage nach der passenden Wallerrute. Darin heißt es meist, „Ich fische ja sowieso nur in Deutschland auf Wels und deswegen brauche ich kein starkes Tackle, da ja nur kleine Welse beißen. Was kannst du mir da empfehlen“? Wie Ihr in meiner letzten Folge gesehen habt, muss man jederzeit mit einem Waller von über zwei Metern rechnen und auch 100kg Welse sind in Deutschland immer möglich. Unsere Waller stehen denen in Italien, Spanien und Frankreich in nichts nach. Dementsprechend darf man bei der Rutenwahl keine Kompromisse eingehen, denn Wallerangeln ist kompromisslos! Ihr müsst Euch jederzeit auf Euer Angelgerät verlassen können. Deshalb solltet Ihr auch nur Ruten verwenden, die auf das Welsfischen ausgelegt sind.
Bevor es losgeht möchte ich vorab sagen, dass ich keine Hersteller erwähne. Meine Waller-Serie bleibt komplett werbefrei und ich gebe Euch ausschließlich meine Erfahrungswerte und meine Empfehlungen in Bezug auf die Eigenschaften der Ruten weiter.

Welche Aktion sollte die Welsrute zum Wallerangeln in Deutschland haben?

Starten wir mit der Rutenaktion. Die ist für mich der wichtigste Punkt bei der Wahl einer Wallerrute. Knüppel mit einer brettharten Aktion sind bei mir vollkommen out. Für das moderne Wallerangeln gibt es mittlerweile tolle Ruten mit einer fantastischen Aktion.
Hierzu habe ich Euch mal etwas vorbereitet, wie ihr auf dem Bild sehen könnt. Dies ist eine Wallerrute, die mich seit einiger Zeit begleitet und die schon viele Drills mit Großwelsen erleben durfte. Um Euch die Biegekurve zu verdeutlichen, habe ich an das Ende der Wallerschnur eine 5kg schwere Hantelscheibe gehängt. Ihr seht sofort die parabolische Aktion bzw. dass sich die Welsrute bis zu einem bestimmten Punkt gleichmäßig biegt, ehe das kraftvolle Rückgrat über dem Rutengriff einsetzt. Und genau das in Kombination mit einem nicht zu harten, aber auch nicht zu weichen Blank stellt für mich die Grundlage einer perfekten Rute zum Wallerangeln in Deutschland dar.
Ganz besonders beim Drill mit kapitalen Welsen federt diese Rutenaktion die knallharten Fluchten des Wallers sehr gut ab. Gleicht die Welsrute einem Knüppel und die Aktion ist zu hart, so kann es passieren, dass das Loch im Welsmaul, wo der Haken sitzt, mit jeder Flucht etwas weiter aufreißt. Das Ergebnis ist meist, dass ihr den Fisch verliert, weil der Wallerhaken ganz einfach keinen festen Halt mehr im Maul hat und der Wels ihn bei seinen letzten Fluchtversuchen abschüttelt.
Fällt die Wallerrute wiederum zu weich aus, so kann man einem Großwels kaum etwas entgegensetzen. Zudem lassen sich Welsmontagen nur sehr schwer auswerfen und das Abspannen ist sowieso fast unmöglich. Also wähle ich den Mittelweg in Bezug auf die Rutenaktion. Kampfstarke Welse kann ich sicher ausdrillen und landen, aber auch bei kleineren Welsen geht der sogenannte „Drillspaß“ nicht verloren.

Welche Länge & welches Wurfgewicht sollte die Wallerrute zum Welsangeln in Deutschland aufweisen?

Kommen wir zu der Rutenlänge. Für die Angelei an den heimischen Gewässern greife ich ausschließlich auf 2,70m bis 2,90m lange Wallerruten zurück. Hiermit kann ich sämtliche Angelmethoden abdecken. Ich kann sehr gut vom Ufer das Wallerangeln betreiben und notfalls auch zwei Meter lange Wallermontagen auswerfen, obwohl ich in der Regel auf die Zwei-Ruten-Technik setze, um meine Wallerköder an den Platz zu bekommen.
Die eben beschriebenen Rutenlängen sind perfekt für U-Posen- oder Grundmontagen und ich kann auch auf kurze bis mittlere Distanzen abspannen. Zudem habe ich auch für das Bootsangeln eine optimale Rutenlänge. Des Weiteren besitze ich sowohl beim Uferdrill als auch beim Drillen vom Schlauchboot ein perfektes Handling.
Das Wurfgewicht könnt Ihr bei der Wahl der Wallerrute außen vorlassen. Auf den Rutenmodellen, die ich einsetze, steht meist 300-400g drauf. Aber danach könnt ihr Euch wirklich nicht richten. Hierzu ein kleines Beispiel. Es gibt Wallerruten mit 600g Wurfgewicht. Normal würde man denken, dass man damit problemlos sehr schwere Wallermontagen auswerfen kann. Meist haben diese Ruten einen hohen Glasfaseranteil im Blank. Dadurch wird die Welsrute grob gesagt stabiler und hält mehr aus. Der Nachteil ist aber, dass die Ruten dadurch auch sehr weich werden und ein gezieltes Werfen mit schweren Welsmontagen nahezu unmöglich ist. Deswegen bestehen die Rutenblanks häufig aus einer Glasfaser-Carbon Mischung. Aber das nur am Rande. Der Rutenbau an sich ist für die Wahl der Wallerrute nebensächlich und das würde jetzt viel zu viel Zeit fressen, da bis ins Detail einzutauchen.

Welche Merkmale weist eine gute Rute zum Wallerangeln in Deutschland auf?

Noch ein kleiner Zusatz zum Rutenblank, genauer gesagt, zu dessen Steckverbindung. Ich verwende gerne Wallerruten, die sich im Griff zusammenstecken lassen oder die eine sogenannte Uptide-Verbindung haben. Bei diesen Welsruten ist die Steckverbindung kurz über dem Griff. Der Vorteil bei beiden Steckverbindungen liegt darin, dass sich die Rutenaktion komplett über dem Blank ohne Unterbrechung verteilen kann. Damit habe ich wirklich eine Wahnsinns Rutenaktion beim Wallerdrill.
Der Nachteil ist die Transportlänge. Die Wallerrute auf den Bildern besitzt eine Länge von 2,70m und durch die Steckverbindung im Griff entsteht eine Transportlänge von knapp zwei Metern. Für mich ist dies nicht weiter tragisch, aber wenn Ihr nicht so viel Platz im Auto habt, könnt ihr natürlich auch Welsruten nehmen, die in der Mitte geteilt sind.
Generell solltet ihr die gesamte Welsrute vor dem Kauf unter die Lupe nehmen. Wie ist die Qualität der einzelnen Bestandteile und wie ist die Verarbeitung? Der Schuhe des Rollenhalters sollten beispielsweise groß genug sein, damit auch der Rollenfuß hineinpasst und die Wallerrolle einen festen Halt hat. Sitzt die Welsrolle nicht richtig und wackelt im Drill, so kann es problematisch werden. Bei meiner Rute, die ich hier als Anschauungsmaterial verwende sowie auch bei vielen anderen Welsruten, ist ein robuster Fuji Rollenhalter verbaut.
Als Beringung wurde in dem Fall auf Sea-Guide Ringe gesetzt, wie es auch bei vielen anderen Wallerruten der Fall ist. Aber auch Fuji Ringe werden bei Wallerruten häufig verbaut. Ein ganz besonderes Augenmerk lege ich auf den Spitzenring, denn auf diesen Ring liegt im Drill sowie beim Werfen und eigentlich beim gesamten Wallerangeln die Hauptbelastung. Die Endringe werden durch große Reibungskräfte der Wallerschnur stark beansprucht. Daher achte ich bei den Endringen auf eine überlappende Einlage, wie Ihr auf dem Bild sehen könnt. Dadurch wird die Welsschur geschont und es ist beim normalen Gebrauch nahezu unmöglich, dass die Einlage plötzlich verloren geht. Dieser Spitzenring ist massiv gebaut und kompensiert die starken Kräfte beim Welsangeln.

Gute Wallerruten müssen nicht immer teuer sein!

Kommen wir zu dem Preis Leistungsverhältnis und dem großen Angebot an verschiedensten Wallerruten. Gerade für Anfänger ist es hier schwierig, die Übersicht zu behalten. Viele Hersteller bieten eine Vielzahl an Wallerruten an, so dass man schnell nicht mehr durchblickt, welche Wallerrute für einen überhaupt in Frage kommt. Meine Meinung hierzu ist, dass weniger eigentlich mehr wäre. Ein gut überschaubares Rutensortiment, das alles abdeckt und wo jeder Einsteiger sofort sieht, welche Wallerrute sich wofür eignet.
Die Realität ist leider anders und deswegen muss man ganz einfach etwas Zeit opfern, um für sich selbst die perfekte Wallerrute zu finden. Möchtet Ihr ähnliche Rutenmodell zum Wallerangeln in Deutschland einsetzen, wie ich sie verwende, dann geht vorab nach dem Ausschlussverfahren
  • Rutenlänge: 2,70-2,90m
  • Wurfgewicht: ca. 300-400g
  • parabolische Aktion
  • Welche Steckverbindung wollt Ihr?
Jetzt habt Ihr die Auswahl schonmal stark eingegrenzt. Anschließend lest Ihr euch von den verbleibenden Wallerruten die Herstellerbeschreibung durch, welche einzelnen Komponenten verbaut sind. Schon wird die Restauswahl ziemlich klein. Natürlich könnt Ihr die wirkliche Rutenaktion nicht ganz genau rausfinden, das kann man wirklich nur, wenn man sie in der Hand hat. 
Gute Wallerruten müssen zudem nicht immer teuer sein. Wenn ihr euch in einer Preisklasse von um die 150 Euro bewegt, findet ihr viele sehr gute Wallerruten. Was ist aber mit den günstigen Varianten? Auch hier gibt es teilweise tolle Welsruten für 100 Euro oder knapp darunter. Aber diese Ruten solltet ihr Euch vor dem Angeln genau anschauen und die Qualität mit allen verbauten Komponenten prüfen. Seid Ihr erstmal im Drill, dann ist es zu spät, wenn Ihr feststellt, dass sich plötzlich eine Ringeinlage verabschiedet oder der Rollenfuß aus dem Rollenhalter bricht.

Zu guter Letzt empfehle ich Euch bei der Rutenwahl auf renommierte Hersteller zurückzugreifen, die auch eine gute Wallerrange anbieten. Das war es auch schon mit der dritten Folge von Wallerangeln in Deutschland. In der nächsten Folge nehme ich die Wallerköder zum Angeln in der Heimat unter die Lupe. Der lebende Köderfisch ist bei uns verboten und ich zeige Euch, welchen Köder ich verwende. Hier gibt es für mich nämlich nur eine einzige Alternative, die meiner Meinung nach mehr als eine Alternative ist und mir schon viele Großwelse beschert hat.

Ihr könnt mir gerne hier oder bei Instagram (ruwen.koring_fishing) Vorschläge senden, welches Thema ich in den kommenden Folgen behandeln soll.


Schleimige Grüße

Ruwen Koring